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3 Partizipative Konzeptarbeit

Was ist Konzeptarbeit?

Die Ergebnisse aus der Bestandsaufnahme und Bedürfniserfassung in Phase 2 ermöglichen einen Vergleich von Ist- und Sollzustand. Dieser bildet die Basis für Phase 3, die partizipative Konzeptarbeit. Teil dieser Phase ist das Entwickeln von Vision und Grundsätzen der kommunalen Kinder- und Jugendpolitik (1). Weiter wird der Handlungsbedarf hergeleitet (2). Auf dieser Grundlage werden Ziele und Massnahmen der kommunalen Kinder- und Jugendpolitik abgeleitet und priorisiert (3) (vgl. Abbildung 7). 

Abbildung 7: Schritte bei der Konzeptarbeit (eigene Darstellung)
Abbildung 7: Schritte bei der Konzeptarbeit (eigene Darstellung)

1 Entwickeln der Vision und der Grundsätze

Die Vision beschreibt den idealen Sollzustand der Kinder- und Jugendpolitik der Gemeinde im Allgemeinen und in den einzelnen Themenbereichen. Die Leitfragen beim Entwickeln der Vision lauten: «Wohin?», «Wo soll die Kinder- und Jugendpolitik der Gemeinde in 10 bis 15 Jahren stehen?», «Was macht sie in 10 bis 15 Jahren aus?» und «Was wünschen wir uns für die Kinder- und Jugendpolitik in den nächsten 10 bis 15 Jahren?». Dabei gilt: «Dream big!» Die Umsetzungsfragen müssen in diesem Schritt noch nicht geklärt sein.

Die Grundsätze beschreiben die Werte und die Haltungen, an denen sich die Gemeinde bei ihrer kinder- und jugendpolitischen Arbeit orientieren will. Die Leitfragen beim Entwickeln der Grundsätze lauten: «Wie?», «Was ist uns in der kommunalen Kinder- und Jugendpolitik wichtig?» und «An welchen Haltungen und Werten wollen wir uns dabei orientieren?».

Sowohl die Vision als auch die Grundsätze dienen als längerfristiger Orientierungsrahmen. Sie leiten sich aus zukunftsgerichteten Idealvorstellungen und nicht primär aus den Ergebnissen der Bestandsaufnahme und der Bedürfniserfassung ab. 

2 Herleiten des Handlungsbedarfs

Der Handlungsbedarf ergibt sich aus dem Vergleich des IST-Zustands (Ergebnisse der Bestandsaufnahme und Bedürfniserfassung) mit dem SOLL-Zustand (zukunftsgerichtete Vorstellung). Die Leitfragen bei diesem Schritt lauten: «Was wollen wir verändern und was beibehalten?» und «Wo bestehen Lücken und wo gibt es Handlungsbedarf bei den Angeboten, Strukturen und Prozessen in der Gemeinde?».

3 Ableiten und Priorisieren von Zielen und Massnahmen

Die Leitfragen bei diesem Schritt lauten: «Welche Ziele und Massnahmen können den Handlungsbedarf decken und die Vision ein Stück näher rücken lassen?» und «Wie dringlich sind welche Ziele und Massnahmen?».

Die Ziele beschreiben den Zustand, den es zu erreichen gilt. Sie sollten so formuliert sein, als ob dieser bereits erreicht wäre (Gegenwartsform). Bei der Konzeptarbeit gibt es pro Themenbereich zwei Ebenen von Zielen: übergeordnete Leitsätze und konkrete Ziele pro Themenbereich.

Die Massnahmen leiten sich aus den konkreten Zielen in den Themenbereichen ab und beschreiben die praktischen Aktivitäten, die notwendig sind, um diese zu erreichen. Massnahmen sind ein erster Vorbereitungsschritt für die Umsetzung.

Warum ist partizipative Konzeptarbeit sinnvoll?

Konzeptarbeit kann unterschiedlich umgesetzt werden. Sie «im stillen Kämmerchen» zu erledigen, kann effizient sein, birgt jedoch das Risiko mangelnder Akzeptanz und Bekanntheit des Konzepts. Dadurch wird das Gelingen der Umsetzung erschwert. Demgegenüber bringt ein partizipatives Vorgehen mit Einbezug zahlreicher Akteur:innen vielseitige Vorteile. Dies fördert …
 

  • das Ansehen der Kinder- und Jugendpolitik in der Gemeinde.
  • die Bekanntheit des Prozesses und das Vertrauen in diesen. 
  • das Vertrauen in die Gemeinde.
  • eine demokratische und partizipative Kultur in der Gemeinde («Meine Stimme zählt und wird ernst genommen.»).
  • die Nutzung des vorhandenen Wissens und der Potenziale in der Gemeinde.
  • das Engagement der involvierten Personen für das Thema Kinder- und Jugendpolitik.
  • die Kommunikation zwischen den verschiedenen Akteur:innen aus Politik und Bevölkerung und ein gegenseitiges Verständnis für Bedürfnisse und Anliegen. 
  • die Transparenz, indem den Beteiligten der Zusammenhang zur vorangehenden Phase der Bestandsaufnahme und Bedürfniserfassung aufgezeigt wird.
  • die Akzeptanz und Bekanntheit des Konzepts.
  • das Gelingen der Umsetzung des Konzepts.

«Ein partizipativer Ansatz als Basis in der Konzeptarbeit trägt dazu bei, dass alle Beteiligten ihre Perspektiven, Interessen und Bedürfnisse einbringen können. Insbesondere bei Kindern und Jugendlichen braucht es indes Partizipation auf Augenhöhe, damit sie nicht zur Alibiübung wird und das Konzept eine nach­haltige Wirkung erreicht.»

Catherine Moser, Kinder- und Jugendbeauftragte, Staat Freiburg